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SOS.NRW PLATTFORM
SOS Psychologische Unterstützung
für Einsatzkräfte und Angehörige
Eine Initiative der westfäischen Akademie
für Psychosoziale Notfallversorgung
WESTFÄLISCHE
AKADEMIE FÜR
PSYCHOSOZIALE
NOTFALLVERSORGUNG

Was ist eine Krise?
Psychologische Definition und differenzierte Betrachtung
Krisen bezeichnen seelische Ausnahmezustände, in denen ein Mensch seine gewohnten Bewältigungsmechanismen als unzureichend erlebt. Sie entstehen infolge einschneidender, meist unerwarteter Ereignisse, die das innere Gleichgewicht bedrohen oder destabilisieren. Eine Krise stellt nicht nur eine emotionale Erschütterung dar, sondern ist ein komplexes Wechselspiel zwischen innerer Überforderung und äußerem Kontrollverlust. Sie kann als psychischer Alarmzustand verstanden werden, in dem vertraute Orientierungssysteme versagen und die betroffene Person sich subjektiv handlungsunfähig, ausgeliefert oder entgrenzt fühlt.
Krisen unterscheiden sich von alltäglichen Belastungen dadurch, dass sie das Selbstverständnis, die Weltbilder oder das Sicherheitsgefühl einer Person grundlegend infrage stellen. Häufig geht damit ein Gefühl existenzieller Unsicherheit einher, das bis zur Identitätskrise reichen kann. In der Psychologie wird eine Krise nicht als pathologisches Geschehen betrachtet, sondern als potenziell transformierende Lebensphase, die sowohl Risiko als auch Chance in sich birgt.
Mögliche Auslöser von Krisen
Die Ursachen von Krisen sind vielfältig und können sowohl äußere als auch innere Auslöser haben:
1. Traumatische Erlebnisse
Ereignisse wie Naturkatastrophen, schwere Unfälle, Gewaltverbrechen oder Missbrauch können tiefgreifende seelische Erschütterungen verursachen. Solche Situationen rufen häufig ein Gefühl des Kontrollverlusts hervor und wirken sich unmittelbar auf das Sicherheits- und Weltvertrauen aus.
2. Verlusterfahrungen
Der Tod eines nahestehenden Menschen, eine Trennung, der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Zerbrechen familiärer Strukturen können intensive Trauerreaktionen und Orientierungsverlust auslösen. Besonders dann, wenn mit dem Verlust auch soziale Rollen oder Sinnbezüge verbunden sind.
3. Beziehungskonflikte
Anhaltende Spannungen in Paarbeziehungen, familiäre Eskalationen oder Mobbing im beruflichen Umfeld können das emotionale Gleichgewicht erheblich belasten. Der Zusammenbruch tragender Beziehungen wirkt sich tief auf das Selbstwertgefühl und die Lebenssicherheit aus.
4. Existenzielle Herausforderungen
Schwere Erkrankungen, Schulden, Wohnungsverlust oder das Empfinden persönlicher Sinnleere führen häufig zu existenziellen Krisen. Solche Erfahrungen stellen nicht nur Alltagsbewältigung infrage, sondern berühren oft tiefgreifende spirituelle, ethische oder philosophische Dimensionen.
5. Psychische Vorbelastungen
Menschen mit bestehenden psychischen Erkrankungen, belastenden Kindheitserfahrungen oder instabilen Bindungsmustern sind häufig vulnerabler gegenüber krisenauslösenden Faktoren. In diesen Fällen kann sich eine aktuelle Krise mit unbewältigten inneren Konflikten überlagern oder verschärfen.
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