
SOS.NRW PLATTFORM
SOS Psychologische Unterstützung
für Einsatzkräfte und Angehörige
Eine Initiative der westfäischen Akademie
für Psychosoziale Notfallversorgung
WESTFÄLISCHE
AKADEMIE FÜR
PSYCHOSOZIALE
NOTFALLVERSORGUNG


Belastende Einsätze können tief wirken, auch wenn äußerlich alles unter Kontrolle bleibt. BOS AKUT bietet erste psychologische Hilfestellungen direkt nach dem Geschehen.
Die Inhalte dieser Seite unterstützen bei der Stressregulation, helfen dabei, körperliche und seelische Reaktionen einzuordnen, und zeigen einfache Möglichkeiten zur Stabilisierung. Kurz, konkret, praxiserprobt.

BOS steht für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Dazu gehören Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, das Technische Hilfswerk sowie weitere Einheiten des Katastrophen- und Zivilschutzes. Sie alle sind für den Schutz der Bevölkerung, die Gefahrenabwehr und Hilfeleistungen in Notlagen zuständig und arbeiten oft eng zusammen, etwa bei Unfällen, Großschadenslagen oder Naturkatastrophen.

Nach dem Einsatz:
Was im Körper geschieht
Belastende Ereignisse führen zu biologischen Stressreaktionen. Das Nervensystem bleibt aktiviert, auch wenn die Situation äußerlich vorbei ist. Typisch sind Anspannung, schneller Puls, Schlafprobleme, Schreckhaftigkeit oder innere Unruhe. Diese Reaktionen sind normal, sie zeigen, dass der Körper noch in Alarmbereitschaft ist.

Erste Stabilisierung:
Kleine Schritte mit
großer Wirkung
Ein paar einfache Handlungen können helfen, wieder in einen sicheren Zustand zurückzufinden:
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Bodenkontakt spüren
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Langsames, rhythmisches Atmen
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Bildschirm aus, Stille zulassen
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Kühle Reize, Wasser, Luft, Bewegung
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Schreiben oder Malen als Ausdruck
Diese Maßnahmen wirken regulierend auf das vegetative Nervensystem.

Orientierung finden:
Was normal ist und was nicht
Nicht jede Reaktion ist bedenklich. Viele Symptome verschwinden nach wenigen Tagen von allein. Wichtig ist, auf Intensität, Dauer und Veränderung zu achten. Wenn Reaktionen sich verstärken oder nicht abklingen, kann das ein Hinweis auf Überforderung oder ein beginnendes Trauma sein. Es geht nicht um Diagnose, sondern um ehrliche Selbstbeobachtung.

Achtsamkeit in der Übergangszeit
Besonders in den Stunden nach dem Einsatz ist bewusste Ruhe wichtig. Eine einfache Achtsamkeitsübung kann das Stresssystem herunterregeln:
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Sitzen in Stille
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Körper von innen spüren
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Atem beobachten
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Innerlich sagen: „Es ist vorbei“
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Gedanken kommen lassen und gehen lassen
Diese Übung unterstützt die natürliche Selbstregulation.

Grenzen erkennen: Wann Unterstützung sinnvoll ist
Wenn Beschwerden anhalten, Alltag und Beziehungen belasten oder starke Gefühle wie Schuld, Ohnmacht oder Reizbarkeit auftreten, kann es hilfreich sein, externe Hilfe zu nutzen. PSNV, Hausärztinnen, Seelsorge oder Krisenteams bieten Unterstützung, vertraulich, kompetent, freiwillig. Hilfe zu suchen ist Teil professioneller Selbstsorge.

Weitere Impulse für die Zeit nach dem Einsatz
Wenn die innere Unruhe bleibt, kann ein Gespräch mit Fachpersonen entlasten.
Hinweise und vertiefende Themen finden sich hier auf sos.nrw:
-
Krisenreaktionen verstehen
-
Selbstschutz und Psychohygiene
-
Trauma und Suizidalität
-
Notfallkontakte und Anlaufstellen
Wichtig: Niemand muss mit belastenden Gedanken oder Gefühlen allein bleiben.
Stolz zurückstellen. Hilfe annehmen. Für sich. Für andere.

Wenn der Einsatz vorbei ist
und doch etwas bleibt
Manche Einsätze wirken nach. Auch wenn sie äußerlich abgeschlossen sind, bleibt innerlich oft etwas bestehen. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Es zeigt, dass etwas berührt wurde, das Bedeutung hatte. Manche Eindrücke lassen sich nicht einfach abstreifen. Sie zeigen sich erst, wenn es wieder still wird.
Es braucht Zeit, um all das zu verarbeiten. Es braucht Raum, um wieder bei sich selbst anzukommen. Und es braucht die Erlaubnis, menschlich zu reagieren. Denn wer für andere da ist, darf auch für sich selbst sorgen.
Wahrnehmen ist der erste Schritt. Verstehen der zweite. Und der dritte beginnt dort, wo das, was innerlich schwer geworden ist, geteilt werden darf. In einem geschützten Rahmen. Ohne Erklärungspflicht. Mit Würde und Achtsamkeit.
Psychologische Nachsorge bedeutet nicht Therapie. Sie bedeutet Fürsorge für jene, die täglich Verantwortung tragen. Sie schenkt Halt in Momenten, die nach außen kaum sichtbar sind. Und sie erinnert daran, dass auch Helfende begleitet werden dürfen.
