top of page
PSNV-ACADEMIA-MONASTERIENS

Psychologische Unterstützung 

nach potenziell traumatisierenden Ereignissen

Menschen, die ein potenziell traumatisierendes Ereignis erlebt haben, benötigen eine einfühlsame, fachlich fundierte und individuell ausgerichtete Begleitung. Entscheidend für die weitere Entwicklung ist nicht allein die äußere Situation, sondern die innere Erfahrung von Kontrollverlust, Bedrohung oder existenzieller Erschütterung. Jede betroffene Person bringt ihre eigene Lebensgeschichte, ihre Ressourcen und ihre Verletzlichkeiten mit. Aus diesem Grund gibt es keine universelle Reaktion auf ein traumatisches Geschehen. Die Bandbreite reicht von starker Anspannung und Übererregung bis hin zu Rückzug, innerer Taubheit oder Desorientierung.

Im Zentrum der ersten psychologischen Unterstützung steht das Angebot von Sicherheit und Orientierung. Es geht nicht darum, das Geschehene zu analysieren oder Lösungen anzubieten. Vielmehr wird ein stabiler menschlicher Rahmen geschaffen, in dem sich Betroffene aufgehoben und nicht allein fühlen. Diese Haltung erfordert bewusste Zurückhaltung, ein klares Dasein und die Bereitschaft, sich innerlich auf das Gegenüber einzulassen. Betroffene benötigen in dieser Phase keine Bewertungen oder Ratschläge, sondern das Gefühl, mit ihren Reaktionen ernst genommen und als Mensch gesehen zu werden.

Viele Menschen erleben nach einem potenziell traumatischen Ereignis eine Vielzahl intensiver Empfindungen. Dazu gehören Angst, Wut, Schuldgefühle, Traurigkeit, Scham oder Hilflosigkeit. Diese Reaktionen sind nicht krankhaft, sondern Ausdruck eines überfordernden Geschehens. Sie zeigen, dass das innere System mit der Verarbeitung beschäftigt ist. Die meisten Betroffenen benötigen zunächst Zeit, um das Erlebte in Worte zu fassen. Es ist daher essenziell, sie nicht zu etwas zu drängen, wozu sie noch nicht bereit sind. Gespräche über das Ereignis sollten freiwillig sein und in einer Atmosphäre stattfinden, die frei von Erwartung und Druck ist.

Zu den ersten hilfreichen Maßnahmen gehört die Wiederherstellung von Handlungsspielraum. Dies geschieht durch das Anbieten klarer Informationen, durch die Unterstützung bei Alltagsentscheidungen oder durch die Vermittlung von Schutz und Ruhe. Der Aufbau von Orientierung, Struktur und sozialem Halt kann das Sicherheitsgefühl nachhaltig stärken. Hilfreich ist es zudem, gemeinsam kleine Schritte zu gehen, ohne die betroffene Person zu überfordern. Auch die Erklärung normaler Stressreaktionen in verständlicher Sprache kann zur Beruhigung beitragen.

Zur Förderung gesunder Bewältigungsstrategien können einfache Übungen zur Stabilisierung angeboten werden. Dazu gehören zum Beispiel bewusstes Atmen, leichte körperliche Aktivität, achtsames Wahrnehmen der Umgebung oder die Rückkehr zu vertrauten Routinen. Die Pflege von sozialen Kontakten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Menschen sind in Krisen auf Verbindung angewiesen. Gleichzeitig benötigen sie den Schutz, ihre Grenzen wahren zu dürfen.

In einigen Fällen entwickeln sich länger andauernde Beschwerden. Dazu zählen aufdrängende Erinnerungen, Alpträume, Schlafprobleme, übermäßige Wachsamkeit, starke Vermeidung oder ein dauerhaftes Gefühl der Entfremdung. Solche Symptome können Hinweise auf eine Posttraumatische Belastungsstörung oder auf andere traumaassoziierte Belastungsreaktionen sein. Diese Reaktionen sollten ernst genommen werden. Sie bedeuten nicht, dass jemand schwach ist, sondern dass eine außergewöhnliche seelische Belastung zu einer andauernden Erschütterung des inneren Gleichgewichts geführt hat.

Wenn solche Anzeichen auftreten, sollte zur weiteren Abklärung ein Gespräch mit einer psychologisch oder psychotherapeutisch qualifizierten Fachkraft gesucht werden. Moderne Behandlungsansätze orientieren sich an internationalen Leitlinien. Sie umfassen insbesondere traumaspezifische psychotherapeutische Verfahren wie die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie oder EMDR. In schweren Fällen kann auch eine begleitende medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden. Alle Maßnahmen sollten in enger Absprache mit der betroffenen Person erfolgen. Ihre Selbstbestimmung bleibt auch im therapeutischen Prozess grundlegend.

Professionelle Hilfe ersetzt nicht die Bedeutung eines unterstützenden sozialen Umfelds. Angehörige, Freunde und Kolleginnen können viel dazu beitragen, dass sich Betroffene gesehen und gestützt fühlen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie selbst gut informiert sind und nicht aus eigener Überforderung heraus handeln. Auch für Menschen, die helfen wollen, gilt: Es braucht Stabilität, um anderen Stabilität geben zu können. Selbstfürsorge, Austausch mit anderen Helfenden und die Möglichkeit, sich selbst zu entlasten, sind deshalb ebenso wichtig wie die Unterstützung der Betroffenen.

Psychologische Begleitung nach belastenden Ereignissen ist keine Reparaturarbeit, sondern ein achtsames Mitgehen auf einem inneren Weg der Neuorientierung. Wer dies versteht, wird nicht auf schnelle Lösungen setzen, sondern auf Beziehung, Geduld und Respekt. In dieser Haltung liegt die Kraft, dass sich Menschen selbst wiederfinden können, auch wenn sie das Vertrauen in die Welt vorübergehend verloren haben.

Feuerwehr / Rettungsdienst 112

Polizei 110

Frauennotruf 116 016

Sicherer Heimweg Telefon 030 12074182

Telefonseelsorge 0800 - 1110111

Giftnotruf NRW 0228-19240

Apotheken Notdienst 0800 00 22 8 33

Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes
neuroFOKUS
offizielle Notruf-App der Bundesländer
© by sos.nrw
bottom of page