Dramatische Zahlen für NRW
- Nic
- 25. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Mai

Die aktuellen Zahlen zur psychischen Gesundheit in Nordrhein-Westfalen geben Anlass zur Sorge. Psychische Erkrankungen, Suizide und krankheitsbedingte Ausfälle haben im Jahr 2023 neue Höchstwerte erreicht. Diese Entwicklung verlangt nach Aufmerksamkeit, Analyse und nachhaltiger Umsetzung wirksamer Hilfestrukturen.
Nach Angaben von IT.NRW starben im Jahr 2023 in Nordrhein-Westfalen 1.631 Menschen durch Suizid. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um 13,1 Prozent. 1.173 der Verstorbenen waren Männer, 458 Frauen. Damit entfällt ein signifikanter Anteil auf die männliche Bevölkerung. Das durchschnittliche Alter der Suizidopfer lag bei 60,7 Jahren. Die Zahlen verweisen auf einen kollektiven seelischen Druck, der in vielen Fällen nicht rechtzeitig erkannt oder aufgefangen wird.
Auch im stationären Bereich ist die psychische Belastung deutlich sichtbar. Deutschlandweit wurden über 837.000 Menschen aufgrund psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen vollstationär behandelt. Die größte Gruppe betraf allgemeine psychiatrische Diagnosen, gefolgt von psychosomatischen Störungen sowie Erkrankungen im Kinder- und Jugendbereich. In Nordrhein-Westfalen war die durchschnittliche Verweildauer bei psychischen und Verhaltensstörungen mit 35,8 Tagen so hoch wie bei keiner anderen Diagnosegruppe. Dies verdeutlicht die Schwere, mit der viele Menschen unter psychischen Symptomen leiden, und die Notwendigkeit langfristiger Unterstützung.
Auch in der Arbeitswelt spiegeln sich diese Belastungen deutlich wider. Die DAK-Gesundheit dokumentiert für das Jahr 2023 einen Krankenstand von 5,7 Prozent in Nordrhein-Westfalen. Das bedeutet, dass an jedem einzelnen Tag durchschnittlich 57 von 1.000 Beschäftigten krankgemeldet waren. Noch markanter ist der Anstieg bei den Ausfalltagen aufgrund psychischer Erkrankungen. Diese lagen bei 337 Tagen je 100 Beschäftigte. Depressionen, Erschöpfungszustände und Angstsymptome zählen dabei zu den häufigsten Ursachen.
Die Betriebskrankenkassen bestätigen diese Entwicklung. Im Durchschnitt meldeten Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen 24,4 Fehltage pro Jahr. Damit erreicht der Krankenstand ein Niveau, das zuletzt vor über zehn Jahren dokumentiert wurde. Besonders stark betroffen waren städtische Regionen im Ruhrgebiet. Städte wie Hagen, Herne und Gelsenkirchen verzeichnen deutlich überdurchschnittliche Krankheitswerte.
Diese Entwicklung macht deutlich, dass psychische Gesundheit längst ein zentrales Thema öffentlicher Gesundheitspolitik ist. Es geht nicht nur um Behandlung, sondern um ein Bewusstsein für Belastung, Prävention im Alltag und eine niedrigschwellige Begleitung in schwierigen Lebenslagen. Suizidprävention, psychosoziale Notfallversorgung, Aufklärung und nachhaltige Versorgungskonzepte müssen dabei zusammengedacht werden. Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern das Ergebnis gelingender Lebensprozesse, die Sicherheit, Verbindung und Sinn ermöglichen.
Die Zahlen für das Jahr 2023 sind kein bloßes Statistikmaterial. Sie sind Ausdruck einer gesellschaftlichen Realität, die dringend neue Räume für Mitgefühl, professionelle Unterstützung und seelische Stabilisierung braucht. Nordrhein-Westfalen steht dabei beispielhaft für Herausforderungen, die längst auch andere Regionen betreffen. Wer heute Verantwortung übernimmt, legt den Grundstein für die seelische Gesundheit von morgen.